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Kleiner Galerieladen Berghütte "Falkenstein"

DIE SÄCHSISCHE SCHWEIZ
Die Landschaft ist einzigartig schön und zählt zu einer der schönsten Landschaften Deutschlands, ihr Ausmaß ist jedoch relativ klein.
Die Natur schuf hier mit Schöpferkraft und viel Fantasie bizzare Felsen, schroffe Wände, enge Schluchten und romantische Täler.
Viele Besucher wollen sich an ihrer Einmaligkeit erfreuen, sie strömen aus aller Welt herbei um sie zu erleben.








Diese Fotos stammen von Ronald Schneider.

In Rudolf Sendigs Buch "Im Hotel - Diskrete Indiskretionen" Kapitel 6
"Unsere schöne Sächsische Schweiz"
von 1921 ist zu lesen:

Meine lieben verehrten Leserinnen, kennen Sie unsere schöne Sächsische Schweiz? "Welche Frage, wer sollte Sie nicht kennen! Doch, täusche ich mich nicht, es kommt mir so vor, als ob ein mitleidiges Lächeln um Ihre Lippen spielte, als ob ich ein leises Zucken Ihrer schönen Schultern bemerkt hätte! "Gott, da war ich schon als Kind mit meinen Eltern; ich weiß, es noch genau, wir machten die "entzückende" Partie von der Bastei durch die Schwedenlöcher nach dem Polenztal - ach die Forellen - , wir waren auch am Kuhstall und auf dem Großen und Kleinen Winterberg. Ach ja, den tiefen Brunnen auf dem Königstein haben wir auch gesehen, es war rasend interessant! Und dann bei Ihnen, Herr Sendig: reizend!" Meine verehrten Damen, ich danke Ihnen aufrichtig dafür, daß Sie sich bei mir wohlgefühlt haben - es ist ja schließlich nicht unbescheiden, wenn ich das Gegenteil nicht erwartet habe - aber in Schandau und auf Ihren Partien haben Sie unsere schöne Sächsische Schweiz nicht kennen gelernt. Aber trösten Sie sich, Sie haben viele, viele Leidensgenossen; die Schönheit unserer Berge kennen überhaupt nur wenige.
Woran liegt das? Weil die meisten uns nur kurze Zeit aufsuchen, weil Sie nur mit dem Zuge durch die schon sehr abgeblätterte Schönheit des Elbtales fahren und dann drei, höchstens acht Tage die laut Baedeker Meyer und anderer Fremdenführer "berühmten" Aussichtspunkte aufsuchen.

Sehen Sie z. B. die Bastei! Ich hätte es nicht gewagt, diesem Kapitel diese Überschrift zu geben, wenn ich die Berechtigung dazu auf die "Schönheit solcher Punkte stützen müßte. Was ist die Bastei jetzt - leider! - anderes als ein großes Restaurant mit einer Umgebung voll Butterbrotpapier, Automaten, Verkaufsbuden und dergl. Finden Sie es schön, wenn beim Abstieg zu den Schwedenlöchern beinahe an jeder Wegbiegung ein Photograph lauert, um einen an, vor oder auf einem "imposanten" Felsen zu verewigen? Der Naturfreund enteilt schaudernd! Übrigens, um der Bastei nicht unrecht zu tun: einen Vorteil hat sie, doch den kennen nur wenige; aber ich will ihn verraten. Bleiben sie an einem schönen Sommerabend im Basteihotel, setzen Sie sich auf die Hotelterrasse über der Elbe und genießen Sie den Sonnenuntergang. Eine kleine Erdbeerbowle kann dabei nicht schaden. Wenn dann der Schwarm sich verlaufen hat und der Sonnenball sinkt, werden Sie ein Bild berauschender Schönheit sehen. Leise, leise steigen die blauen Schatten in den Bergen höher und höher, weißer Nebel steigt aus der Tiefe, dunkler werden die ragenden Baumwipfel, bis schließlich alles im Dunkel der lauen Sommernacht verschwindet. Nur hin und wieder blitzt aus dem schweigenden Elbtale ein Licht auf oder ein Zug braust rollend vorbei, die einzigen Äußerungen des ewig fortflutenden Lebens. Ja, dann ist es auf der Bastei schön, aber nur dann. Und ist es mit den anderen berühmten Punkten anders?
"Ja, wo liegt denn eigentlich Ihre schöne Sächsische Schweiz?"

Meine verehrten Damen, ich kann Ihnen diese Frage sehr kurz beantworten: überall abseits von der Heerstraße, aber besonders in dem wunderbaren und den meißten ganz unbekannten Schrammsteingebiet. Wenn Sie aus den Schandauer Hotels mit dem Fahrstuhl nach Ostrau fahren und oben auf der Straße an den Villen von Neu-Schandau vorübergehen, so sehen Sie südwärts die bizarren Felsen und Nadeln der Schrammsteine, der "Sächsischen Dolomiten" aufragen. Westwärts ein Einschnitt, das Schrammtor, gestattet Ihnen den Eintritt in das wirklich romantische Schrammsteingebiet. Bis dahin und auf die sogenannte "Vordere Schrammsteinaussicht" kommen wohl noch einige, aber das übrige: terra incognita! Da muß man freilich laufen können; Dampfer, Eisenbahn und Wagen gibt es dort nicht, aber dafür herrliche Naturbilder, wilde Felsen, hohe grüne Waldungen und hehre Einsamkeit.
Ich habe einen Freund, einen Justizrat aus Berlin, der wohl schon fünfzigmal unser Gast gewesen ist; der geht überhaupt nur in das Schrammsteingebiet, und die schönsten Wege zeigt er niemandem. Jedesmal ist er von neuem entzückt von der Schönheit, die sich ihm offenbart.

Auch ostwärts, nach der böhmischen Grenze zu, liegt ein herrliches Gebiet, die Umgebung des "Zeughauses", eines kleinen bescheidenen, aber guten Gasthauses, das in längst zurückliegender Zeit zur Aufbewahrung des für die Hofjagden bestimmten Zeuges diente. Von dort aus bietet sich die Möglichkeit, zahlreiche schöne Spaziergänge zu machen, aber auch da heißt es: laufen! Nur wer diese Gegend kennt, kennt auch unsere schöne Sächsische Schweiz, und er wird bald einsehen, daß es auch ohne Gletscher geht und daß man nicht notgedrungen nach Oberbayern oder Tirol fahren muß um die Schönheit der Natur zu finden.

Merkwürdigerweise sind viele meiner sächsischen Landsleute, die es doch wirklich zu uns nicht weit haben, besonders schwer von der Schönheit ihres eigenen Landes zu überzeugen. Sie überschwemmen die Ostseebäder, sie kennen ganz Deutschland, aber ihre Sächsische Schweiz kennen sie nicht. Schon die Preußen, namentlich die Berliner, sind darin ganz anders. Aber die Besucher, die noch von weit entfernteren Gegenden herkommen, sind die begeistertsten Bewunderer unserer Berge. Im Hotel hatten wir in den letzten Jahren viele Holländer und Dänen, deren ungeheuchelte und aufrichtige Freude an den Schönheiten unseres Gebirges mich alten Schandauer besonders beglückte.
Keiner, der nicht baldiges Wiederkommen versprochen hätte! Warum auch nicht? Ganz abgesehen von der herrlichen Natur, hat eine Reise in die Sächsische Schweiz für unsere Landesbewohner in jetziger Zeit schon den Vorzug einer großen Ersparnis von Reisekosten. Ich brauche niemandem vorzurechnen, wie hoch diese für eine Familie nach Oberbayern, Tirol, der Nordsee u. a. m. sich stellen, während dagegen die Fahrt zu uns kaum ins Gewicht fällt. In den bekannten Ausgangsorten der Sächsichen Schweiz gibt es Herbergsgelegenheiten für Wohlhabende und Minderbemittelte, so daß eigentlich jeder zu seinem Rechte kommen kann. Die Ersparnis an Reiseorten gestattet dabei manche Ausgabe, die sonst unterbleiben müßte.
Darf ich von mir selbst sprechen? Ich lebe nun seit 1871 in Bad Schandau, habe viel Schönes in meinem Leben gesehen, und doch fühle ich mich am wohlsten in meinem lieben alten Schandau. Jeden Morgen führt mich mein gewohnheitsmäßiger Spaziergang nach irgend einem schönen Punkt, wo mich die so unzähligemal genossene Aussicht immer aufs neue erfreut. Freilich muß man auch selbst zu erfreuen sein.

               "Wär' nicht das Auge sonnenhaft, Wie könnt' es dann die Sonn' erblicken"

sagte Goethe. Nur wer selbst sich den Sinn für Natur bewahrt hat und sie sucht, wird sie finden, - auch wenn er dabei einmal auf sein Mittagessen verzichten muß. Sollte ich ein zu großer Lokalpatriot sein? Ich glaube nicht. Wie käme es sonst, daß meine Villenschöpfung in Neu-Schandau sich in so erfreulicher Weise entwickelt hat und weiter entwickelt.
Ich kann es ja jetzt ruhig sagen, denn ich spreche -leider! leider! - nicht mehr pro domo: Jeder, der dort wohnt, wird mir rechtgeben und freut sich seines Besitzes.


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